Eduard Zehetner: Börsegeschichten für BoerseGeschichte - „Zehetner long“ freut mich

23.08.2020

Als ich von Herrn Drastil gefragt wurde, ob ich meine persönliche Börsegeschichte niederschreiben würde, antwortete ich: „Gerne, aber die haben ja eh Sie bei meinem Immofinanz-Abschied geschrieben. Wollen Sie die nicht gleich reinkopieren?“ (gesagt, getan). 

Drastil kopiert seinen alten Text rein.  „Zum Ende Zehetners CEO-Tätigkeit bei Immofinanz behaupte ich: Jemand, der ihm mit Investments gefolgt ist, konnte seinen Kapitaleinsatz verhundertfachen.  Und es war gar nicht so weit hergeholt, Zehetner zu folgen, ist er doch einer der aktivsten „Director’s Dealer“. Da ist es nur passend, dass der Mann am Tag des ATX-All-time-highs Geburtstag hat. Der ATX hatte sein High im Jahr 2007, Zehetner war da gerade in einer vorbereitenden Change-Phase, nachdem die RHI-Aktie seit Beginn seiner Tätigkeit 2001 von 7 auf 41 Euro gestiegen war. Gut, CEOs waren dort andere, aber Zehetner ist es zuzuschreiben, dass die Firma, die aufgrund heftiger US-Asbestklagen am Abgrund gestanden war, mit den kreditgebenden Banken Finanzvereinbarungen und Umstrukturierungen closen konnte, die dem Feuerfest-Spezialisten das Comeback ermöglichten. Noch brutaler war die Ausgangssituation bei Immofinanz, die Gründe sind bekannt. Die Aktie notierte zu Zehetners Start bei 0,25 Euro (Anm.: Ich habe einmal 0,28 geschrieben, woraufhin er mich freundlich darauf hingewiesen hat, dass es 0,25 waren), zum Schluss lagen wir bei 2,80 Euro. Ohne Dividenden. Nach abgespaltener Buwog. Jemand, der Zehetner in seiner RHI-Ära gefolgt ist und dann nach seiner kurzen Pause in Immofinanz umgeschichtet hat, konnte seinen Kapitaleinsatz ver65-fachen. Mit Dividenden und Buwog mehr als ver100-fachen. Zehetner long hat funktioniert.“

Gutes Geschäft für die Banken. Ich freue mich natürlich, wenn der eine oder andere da mitverdient hat. Die Thematik der Restrukturierung ist gerade jetzt in Covid-Zeiten wieder interessant, erst Ende Mai 2020 hielt ich für die WU Wien einen Vortrag darüber. Jede Krise startet ja, wenn ein Vorstand, eine Bank oder ein Investor sagt: „Wir haben ein Problem“. Dann geht es meist schnell um alles und es braucht rasch eine Analyse, einen Business Plan für die Re­strukturierung, oft auch eine Fortbestandsprognose. Bei der Analyse steht im Zentrum, ob der Grund für das Problem ein externer, singulärer Event oder doch Mismanagement bzw. eine falsche Strategie oder das Business Model sind. Die Banken waren bis Lehman extrem wichtige Partner, danach „no shows“. Wichtig ist auch, dass die Shareholder den Plan unterstützten. Beide Gruppen haben zB. bei der RHI gute Returns für ihre Kooperation erhalten: IRR 36% für die Banken und 42 Prozent für private Investoren. Das RHI-Dilemma war Ende 2001 folgendes: Wir waren Weltmarktführer, waren gut geführt, hatten ein einziges, aber potenziell letales Problem: Asbest-Klagen in den USA. Nach Chapter 11 für die US-Units hatten wir 2001 ein negatives Eigenkapital von mehr als 500 Mio. Euro und mehr als 1 Mrd. unbesicherte Kredite, die Aktie verlor von 20 auf 4 Euro. Die Restrukturierung ging über 17 Banken, zwei Convertibles wurden emittiert, die Units Engineering, Waterproofing und auch Heraklith mussten verkauft werden. Der Heraklith-Verkauf, quasi als Abschluss der Sanierung 2005, erfolgte zum Dreifachen des Preises, der uns am Höhepunkt der Krise angeboten worden war.

Chaos Cloud Immofinanz/Immoeast. Die Immofinanz/Immoeast-Geschichte ist bekannter, die Vorgänger hinterließen eine fast letale Chaos Cloud. Auch hier waren Convertible Bonds ein Teil der Lösung. Es war ein Erfolg für die Zeichner und was der Aktienkurs gemacht hat, hat eh Herr Drastil vorgerechnet. Sehr stolz bin ich auf den Spin-Off der Buwog.

zum Autor

Multimanager.  Stationen der beruflichen Laufbahn von Eduard Zehetner waren u.a. das IHS, Steyr-Daimler-Puch, Dana Türen, Connect Austria (CFO), Jet2Web (GF), RHI (CFO), Immoeast (CEO/CFO), Immofinanz (CEO/CFO), danach selbständiger Unternehmensberater. Zehetner wurde zudem als „CEO des Jahres“ und zweimal „CFO des Jahres“ prämiert.

Aus dem "Börse Social Magazine #43" - 1 Jahr, 12 Augaben, 77 Euro. Ca. 100 Seiten im Monat, ca. 1200 Seiten Print A4



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1. BSM #43

BSM #43



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Mit freundlicher Unterstützung von Rudolf Brenner, Alexander Coenen, Thomas Erkinger, Helmut Fleischmann, Markus Fröhlich, Katrin Gögele-Celeda, Bernhard Grabmayr, Martin Grüll, Peter Heinrich, Margit Hermentin, Ernst Huber, Gerhard Kürner, Susanne Lederer-Pabst, Robert Löw, Wolfgang Matejka, Ludwig Nießen, Wolfgang Praskac, Wilhelm Rasinger, Alexandra Rosinger, Gregor Rosinger, Roland Rupprechter, Stephan Scopetta, Herbert Scherrer, Udo Sutterlüty, Ernst Vejdovszky, Eduard Zehetner.


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