Susanne Lederer-Pabst: Börsegeschichten für BoerseGeschichte - Der Laufsteg zur Nachhaltigkeit

23.08.2020

Als der ATX 1991 das erste Mal notierte, stand ich vor der Matura und auf dem Laufsteg. Mode und Musik waren die Inhalte meines Lebens, mit Wirtschaft und Finanzmärkten hatte ich absolut gar nichts am Hut. Mein Interesse dafür entstand irgendwann während meines Wirtschaftsstudiums mit Spezialisierung (natürlich der rein theoretischen) auf Finanzmärkte. Mich faszinierten die Abstraktheit und Komplexität dieser Felder und so war ich fix von der Idee getragen, Portfoliomanagerin zu werden. Ich bewarb mich und bekam das Feedback, dass es Quereinsteiger in diesem Bereich nicht gäbe, ich könne am Assessment Center teilnehmen. Gesagt getan – und tatsächlich wurde mir – aus 400 Bewerbern, die gibt es heute wohl auch nicht mehr im Bankbereich – ein Job angeboten: Public Relations! Nun ja, nicht ganz was ich wollte, aber ein nötiger und sehr lehrreicher Schritt in die richtige Richtung. Ich hatte frisch von der Uni absolut keine Ahnung von Banken und sprang ins eiskalte Wasser. Nun hieß es möglichst schnell schwimmen oder untergehen: Ich musste den Geschäftsbericht des Bankkonzerns verfassen, die Reden für den Generaldirektor für die Bilanzpressekonferenz und HV ghostwriten, diese Events auch organisieren und das innerhalb von nur 3 Monaten! Der Mitarbeiter, der das all die Jahre über gemacht hatte, war nach einem Unfall nicht zurückgekehrt – es war Not am Mann oder besser gesagt an der Frau.

New Economy Fonds gemanagt. Täglich in der Früh überlegte ich mir, ob ich den Tag auch überleben würde – in der Rückschau ein hervorragendes Stresstesting für meine folgende Zeit als Managerin eines New-Economy-Fonds während des „rise and burst“ der IT-Bubble.  Die von mir verfassten Reden waren „erfrischend anders“ ;-), so das Feedback, ich hatte alles gut gemeistert und stand bankenintern plötzlich im Scheinwerferlicht. Ich stieg auf und fand mich im Führungsroundtable des Konzerns wieder. Mein erstes Erscheinen dort werde ich wohl auch nie vergessen – ich stellte mich vor – jung und weiblich wie ich war – und wurde von der (aus meiner damaligen Sicht) älteren, männlichen Kollegenschaft beäugt wie eine Außerirdische. Public Relations eignen sich wunderbar, um einen Konzern gut kennen zu lernen und wertvolle Kontakte zu knüpfen und so schaffte ich nach zwei Jahren PR in der Bank, den Sprung in die KAG, ins Portfoliomanagement – pünktlich zum New-Economy-Hype.

Vor 800 Menschen.
Diese Zeit war aufregend! Auf Bühnen lauschten 800 Menschen meinen Worten – aus heutiger Sicht unvorstellbar dieses Interesse am Börsegeschehen – ich kam viel herum, besuchte Unternehmen im Silicon Valley, selbst in der Mittags-ZiB trat ich auf. Es war die Zeit der dot.coms. Kaum war ein Star am Neuen Markt geboren, feierte er auch schon sensationelle Erfolge und war Tage später ein Vielfaches wert. Business Pläne waren eine A4-Seite lang, die Bewertungen von „Klickraten“ flogen in den Himmel. Das Internet, so hieß es, macht dies durch völlig neue Bewertungsansätze möglich. 

Und dann war er da: Der IT-Bubble-Burst! Dies brachte die Börsen zum Einsturz und mich zum Kickboxen – irgendwie musste ich die Spannung abbauen. Das war sie, die erste große Krise, die ich hautnah miterlebte und die mich für alle folgenden gut rüstete.

All diese Erfahrungen möchte ich nicht missen, denn heute stehe ich mit meinem Unternehmen „dragonfly finance“ für einen sinnstiftenden, nachhaltigen Wandel des Finanzsystems – eine zukunftsfähige Gesellschaft braucht eine nachhaltige Wirtschaft – im Einklang mit der Natur. Die Corona-Pandemie bringt nicht nur Schaden, sie zeigt auch riesige Chancen auf. Wir sollten sie nützen, denn jetzt ist die Zeit für sozial verantwortliche und wirkungsvolle Investitionen so richtig gekommen – um die Welt nachhaltig zu verändern! 

SUSANNELEDERER.com GMBH: Unternehmensmarken ‚dragonfly.finance‘ und ‚4-your-biz.com‘.

Aus dem "Börse Social Magazine #43" - 1 Jahr, 12 Augaben, 77 Euro. Ca. 100 Seiten im Monat, ca. 1200 Seiten Print A4



Bildnachweis

1. BSM #43

BSM #43



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Mit freundlicher Unterstützung von Rudolf Brenner, Alexander Coenen, Thomas Erkinger, Helmut Fleischmann, Markus Fröhlich, Katrin Gögele-Celeda, Bernhard Grabmayr, Martin Grüll, Peter Heinrich, Margit Hermentin, Ernst Huber, Gerhard Kürner, Susanne Lederer-Pabst, Robert Löw, Wolfgang Matejka, Ludwig Nießen, Wolfgang Praskac, Wilhelm Rasinger, Alexandra Rosinger, Gregor Rosinger, Roland Rupprechter, Stephan Scopetta, Herbert Scherrer, Udo Sutterlüty, Ernst Vejdovszky, Eduard Zehetner.


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